Mit dem Wort “Aufklärung” verbinden sich wesentliche Aspekte der gesellschaftlichen Entwicklung und Veränderung, die in der neueren Geschichte Europas ihren Ursprung hatten und die inzwischen globale Wirksamkeit entfalten. Der Kerngehalt dieses Wortes gelangt in der Vorstellung einer “vernunftgeleiteten” Nutzung der Möglichkeiten des menschlichen Selbstentwurfs zum Ausdruck, wobei Begriffe wie “Freiheit”, “Gleichheit” und “Brüderlichkeit”, aber auch “Demokratie” zentrale Leitplanken darstellen.
Diese Leitplanken sind allerdings variabel und mehrdeutig. Sie vermögen sich in vielfältige Richtungen zu entfalten, die sich als einander ausschließende Entwicklungen begegnen und durchkreuzen können. Die Dynamik des aufklärungsgeleiteten Denkens und Handelns verläuft somit keineswegs linear, sondern weist vielfältige Bewegungsfiguren auf, die sich ebenso durch kühne Ausgriffe, wie auch durch Zusammenstöße, Widersprüche und Überschneidungen kennzeichnen. Zwar lässt sich in diesen Bewegungsvarianten teils eine verborgene Gesetzlichkeit erkennen, deren Entzifferung u.a. zur Entstehung “dialektischer” Deutungssysteme beigetragen hat. In vielen Fällen kommt in ihnen jedoch eine unbeherrschbare Überschussenergie zum Vorschein, die ihre Kräfte aus einer zunehmenden Entfesselung des Menschen aus vormaligen Ordnungen und Einhegungen bezieht, wobei sich chaotische Wirbel entwickeln können, die im Grenzfall katastrophische oder auch karnevaleske Züge annehmen.
Es sind diese eruptiven Ausbrüche, die im vorliegenden Text als “Kapriolen der Aufklärung” bezeichnet und behandelt werden.
Helmut Klages ist ein – inzwischen emeritierter – Soziologe, der zahlreiche Bücher und Aufsätze zu verschiedenen Themen veröffentlichte, welche die Situation der Menschen unter den modernen Lebensbedingungen, wie auch deren Probleme und Gestaltungsmöglichkeiten betreffen.
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