Rächt sich in diesem Fall die ehemalige Führungsriege des DDR-Staates an denjenigen, die aus der DDR geflohen waren oder ist es eine Verschwörung der Bundesregierung und der Träger der gesetzlichen Rentenversicherungen? Wurde hier ganz systematisch eine politische Entscheidung außerhalb eines ordentlichen parlamentarischen Verfahrens im Geheimen getroffen, die das Recht in mehrfacher Hinsicht aushebelt? 1997 erfuhren die DDR-Flüchtlinge bzw. Übersiedler, die ja schon mehrere Jahre, teilweise Jahrzehnte, deutsche Bundesbürger waren, dass sie rückwirkend gleichgesetzt wurden mit den Bewohnern des Beitrittsgebietes, was rentenrechtliche Konsequenzen hat und sie sogar im Vergleich mit ihren ehemaligen Kollegen, die im Osten geblieben sind, enorm benachteiligt. Mit mehreren Gerichtsverfahren vor den Sozialgerichten und Petitionen an den Deutschen Bundestag hat Helfried Dietrich anfangs im Alleingang geklagt. Später hat er als Vorstandsmitglied der IEDF (Interessengemeinschaft ehemaliger Flüchtlinge e.V.) an Klagen vor dem Bundessozialgericht, dem Bundesverfassungsgericht bis hin zum europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mitgewirkt und sich nicht entmutigen lassen, für das einzutreten, was ihm immens wichtig ist. Es ging zunächst darum, dass hunderttausende Betroffene bis zur Hälfte ihrer Alterseinkünfte einbüßen, aber mittlerweile liegt der Schwerpunkt darauf, dass mit dieser Praxis der Exekutive schon über Jahrzehnte hinweg nach Gutsherrenart essenzielle Rechtsstaatsgrundsätze missachtet werden.
„Wir haben nicht dafür gekämpft und vieles auf uns genommen, in den Westen zu gelangen, um uns dann hier vom Rechtsstaat an der Nase herumführen zu lassen…“
Helfried Dietrich wurde 1940 in Lutherstadt Eisleben geboren. Seit frühester Jugend ist es ihm ein Bedürfnis, den Dingen auf den tieferen Grund zu gehen, sei es bei naturwissenschaftlichen, technischen oder politischen Fragestellungen. Nach dem Abitur studierte er Chemische Verfahrenstechnik / Chemischen Anlagenbau und arbeitete danach in einem Volkseigenen Betrieb des Chemieanlagenbaus. Im Frühjahr 1986 stellte er mit seiner Frau und zwei Söhnen einen Ausreiseantrag. Nach fast dreieinhalb Jahren unter ständigen Schikanen erwirkte die Familie im Sommer 1989 die Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR und die genehmigte Ausreise in die Bundesrepublik. Jahrelang arbeitete er in einem Großbetrieb der Industrie in Hamburg als Projektingenieur und plante und realisierte umwelttechnische Großanlagen. Seit über 20 Jahren ist er selbständig und betreibt eine kleine Firma für Maschinen- und Anlagenbau.
Seit nunmehr 25 Jahren wendet er sehr viel Zeit auf, den Vertrauens- und Rechtsbruch der Bundesregierung an den DDR-Flüchtlingen aufzuklären und für eine Rehabilitierung zu kämpfen.
christine meyer –
Das Buch wirft ein Schlaglicht auf 30 Jahre Wiedervereinigung und wie sich die Bundesrepublik nach dem Fall der Mauer drastisch verändert hat. Die Veränderung kann man sich nicht so recht erklären denn schließlich ist die DDR ja der Bundesrepublik beigetreten, also müsste doch alles beim Alten sein. Das es nicht so ist haben die aus der DDR vor dem Mauerfall in den Westen übergesiedelten Menschen leidvoll erfahren. Das Sachbuch mit juristischer Aufarbeitung ist für Jedermann sehr lesenswert.
Günter Russ –
Deutschland ist und bleibt ein Unrechtsstaat!
Erkenntnis nach der Lektüre des Buches „Wie lange noch?“, von Helfrich Dietrich ISBN 9791220137218
Ich, Günter Russ, geboren 1943 in Nordböhmen, Flucht 1945 nach Sachsen, sozialisiert in der DDR in Leipzig, diese 1984 nach 2,5-jähriger Antragsstellung verlassen. Habe ich im Schwabenland eine neue Heimat gefunden. Als Maschinenbauingenieur in kürzester Zeit Arbeit gefunden und letztlich, wie es im Schwabenland so üblich ein Häusle erworben. Soweit so gut! Wenn da nicht die herbeigesehnte Wiedervereinigung wäre. Mit dieser nahm das Unrecht seinen Lauf.
Das Buch von Helfrich Dietrich „Wie lange noch?“ lässt die schöne aber auch die unsägliche Zeit in der DDR wieder gegenwärtig werden. Die Wartezeit nach der unrechtmäßigen Antragstellung auf Ausreise (so der SED-Jargon), deren Repressalien wie, Berufsverbot der Frau als Lehrerin, Überwachung der Wohnung und des Freundeskreises, Brief- und Paketbeschnüffelung, nicht nur der Westpost. Zudem einen Bruder der zu 3 Jahren verurteilt war, wegen eines geplanten Grenzdurchbruches und einem weiteren Bruder, dem die Flucht mit einem Schlauchboot über die Lübecker Bucht gelang.
All diese Willkür und ständige Bevormundung waren Anlass für meine Familie die Ausreise zu beantragen.
Im März 1984 endlich in Freiheit, in einem Rechtsstaat leben. Welche Freude!
Da wir auf alle unsere Rechtsansprüche gegenüber der DDR und ihrer Bürger verzichten mussten, waren uns auch die Rentenansprüche versagt worden.
Wir erhielten nach dem wir die DDR verlassen durften, hier bei unserer Ankunft im Westen die Zusage einer Rente nach FRG (Fremdrentengesetz), nach der sogenannten Wiedervereinigung wurden wir in das RÜG (Rentenüberleitungsgesetz, welches nur für die Bürger des Beitrittsgebiet geschaffen wurde), heimlich und ohne gesetzliche Legitimation, wieder zu DDR-Bürgern gemacht. Mit der Konsequenz einer Rentenschmälerung von 350 bis 550 €.
Damit outete sich die Bundesrepublik ebenfalls als ein Unrechtsstaat.
Die Rentenansprüche wurden uns durch einen BMAS-Staatssekretär, der seine Identität verschleiert und nicht mehr auffindbar ist, eigenmächtig und ohne gesetzgeberische Legitimation geändert. Über den Rechtsweg Recht zu bekommen ist genauso unmöglich, wie seiner Zeit in der DDR, wo die Rechtsprechung durch Vorgaben der SED und Parteibonzen vorgegeben wurde und die Richter nur die Verkünder waren.
Wie soll hier vor einem Sozialgericht ein freies Urteil gesprochen werden, wenn diese genau wie die Rentenversicherungen, dem BMAS unterstehen. Die Justitia der Sozialgerichte stellt sich für mich so dar: in der rechten Hand ein verrostetes Schwert, in der linken Hand eine eingerostete Waage, die Augenbinde ist zum Mundschutz verrutscht.
Das Unrecht und die Überheblichkeit der bundesdeutschen Politiker gegenüber uns Ausgereisten und Vertriebenen feiert irre Urstände.
Jeglicher Protest, bitten um Hilfe durch Abgeordnete und Politiker, sowie Petitionen an den Bundestag sind alle aussichts- und erfolglos.
Fazit: Schöner Rechtsstaat diese Republik.
Soeben lese ich in der Zeitung: „AFD holt SPD ein.“ Damit beweisen die sogenannten etablierten Volksparteien, dass sie mit ihrer Politik scheitern und damit nur zu den Wegbereitern der Erfolge der AFD werden.
Günter Russ
Schwalbenweg 9
71554 Weissach im Tal
Tel.: 07291 53995
Saßik Hans-Joachim –
Dieses Buch zeigt auf mit welchen Problemen die Menschen zu kämpfen haben, die sich zur Fortführung des Gedankens der Einheit Deutschlands besonders anlässlich des 70. Jahrestages des 17.Juni 1953 Zeit ihres Lebens verpflichtet fühlten. Sie verließen den Unrechtsstaat DDR – der sich demokratische Republik nannte – auf opferreichen Wegen nach Flucht, Häftlingsfreikauf und langjähriger Schikane bei Ausreiseantragstellung. Nach Erreichen der Bundesrepublik bauten sie sich eine neue Existenz auf und waren Stolz darauf, einen wesentlichen Beitrag zum Untergang des Unrechtsregime beigetragen zu haben.
Leider währte die Freude nicht lange. Im vereinten Deutschland mussten sie erfahren, dass der Rechtsstaat sich seiner Verpflichtungen gegenüber diesen Mensch entzog. Ein lesenswertes Buch über das Handeln oder auch Nichthandel und funktionieren unserer Ministerien. Es zeigt auf, wie verbrieftes Recht gebrochen wird zum Nachteil der Opfer.
„Wie lange noch?“ ist die Frage an die politischen Entscheidungsträger und an die Mitglieder des Deutschen Bundestages.
christine meyer –
Mir hat das Buch in jeder Hinsicht gefallen.
Trotz des umfassenden Themas ist das Buch nicht zu lang. Die Fakten sind objektiv und sachlich beschrieben und legen durch die ausgezeichnete Wortwahl das Thema anschaulich dar. Kurz und bündig und für jedermann verständlich.
Das Buch ist überzeugend, da faktenbasiert und müßte Politiker zum Umdenken bewegen wenn sie ihre Meinung ehrlich vertreten. Ein frommer Wunsch wenn man fürs Lügen bezahlt wird.
Karin Bußler –
Als ehemalige DDR- Bewohnerin vor dem Mauerfall, kann ich viele Erlebnisse die in diesem Buch geschildert werden, nachvollziehen und sie sind exemplarisch für so viele Betroffene. Ich durfte auch noch die härteste Strafe dieses Unrechtsregime am eigenen Leib erfahren, die Haft der Staatssicherheit. Vor diesem Hintergrund und den Glauben an einen besseren Rechtsstaat, sind die Erfahrungen mit dem Rechtssystem der Bundesrepublik in den letzten Jahren in den vollkommenen Vertrauensverlust gegenüber dem Staatswesen mit seinen politischen Akteuren, gemündet. Unterstützt wurde dies noch durch die Abgeordneten des Bundestages, die lieber das Recht verbiegen als Fehler einzugestehen.
In diesem Buch ist der Weg minutiös aufgezeichnet, wie man ein Rechtswesen unglaubwürdig machen kann.
Unser Grundgesetz ist vor diesem Hintergrund eine Fata Morgana, eine Fassade, welches aktiv durch einen Großteil der Abgeordneten missbraucht wurde. Der jahrzehntelange, vergebliche Kampf um die Einhaltung des uns zugesicherten Rechts, welches mit dem Betreten der Bundesrepublik Deutschland rechtswirksam sein sollte, hat einen einzigen Erfolg, es zeigt das wahre Gesicht dieser Judikative. Warum hat wohl Pabst Benedikt bei einem Besuch 2011 im Bundestag ein rechtsphilosophisches Thema gewählt? Hat er damals schon gesehen, wie das Recht verbogen wird? Auch damals schon kämpften wir nur um die Anwendung der Gesetze als anerkannte Bundesbürger und nicht um mehr Geld.